Pädagogisches Konzept

Leitideen

zum

Unterrichtskonzept

der

                      Gesamtschule Jüchen      

 

Das Lernbüro

In den Lernbüros erarbeiten sich die Schüler individuell auf unterschiedlichen Niveaustufen in ihrem eigenen Lerntempo Basiswissen. Dabei sollen Leistungsdruck, Notendruck, Selektion und Ängste vermieden werden. Der Erwerb von Basiskompetenzen in den einzelnen Fächern steht im Vordergrund. Dieses Basiswissen der Bausteinthemen soll in den Projekten und Nebenfächern aufgegriffen und dort praxisorientiert angewendet werden.

Das Lernarrangement Lernbüro bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Lernen als selbstverantwortlichen und selbstgesteuerten Prozess zu begreifen. Es ermöglicht einen hohen Grad an Differenzierung. Jeder Schüler kann sein eigenes Lernvorhaben planen, durchführen und reflektierend abschließen.

Im Lernbüro werden Materialien bereitgestellt, mit deren Hilfe sich die Schülerinnen und Schüler fachbezogenes Wissen selbstständig erarbeiten können. Die Lernstoffe werden also durch Lernbausteine vorstrukturiert, so dass die Kinder eigenverantwortlich durch diese navigieren können. Die Bausteine der einzelnen Fächer geben den Schülern den Lehrplan vor. Die Schüler bearbeiten den Lehrplan in ihrem eigenen Lerntempo und entsprechend ihrem Leistungsvermögen auf der geeigneten Niveaustufe. Entsprechend den Kernlehrplänen sind bestimmte Themen und Kompetenzen vorgeschrieben, die pro Schuljahr bearbeitet werden und erfolgreich abgeschlossen werden müssen.

Teilweise erfordert die Erarbeitung der Bausteine eine bestimmte Reihenfolge, da diese Lernbausteine aufeinander aufbauen. Bauen die Bausteine nicht aufeinander auf, dürfen die Schüler die Reihenfolge frei wählen. Eine große Wahlfreiheit ist wünschenswert. Die Lernbausteine informieren die Schüler über die Lernziele und Kompetenzen, die erreicht werden können. Außerdem informieren sie über die Inhalte des Zertifikatstests.

Die Lernbüromaterialien werden selbsterklärend gestaltet. Zur Selbstkontrolle müssen Lösungen angefertigt und bereitgestellt werden. Die Materialien haben verschiedene Niveaustufen, die entsprechend gekennzeichnet sind. Die Schüler schätzen ihr Leistungsniveau ein und wählen ihren individuellen Lernweg aus. Die Lehrer unterstützen die Schüler dabei, die Lernziele in einem bestimmten Zeitraum zu erreichen.

Für jedes Lernbüroband gibt es sechs Lernbüros und die Schüler wählen selbstständig und nach eigenem Interesse täglich neu das Lernbüro.
In den Lernbüros wird überwiegend in Einzelarbeit und Stillarbeit gearbeitet. Teilweise findet die Arbeit auch in Partner- und Gruppenarbeit statt. Dafür darf auch zeitweise das Lernbüro verlassen werden, z.B. für das Aufsagen von Merkkästen oder Vokabeln.

Nach Beendigung eines Lernbausteins und eines Checkout-Tests melden die Schüler sich zu einem Zertifikatstest (Klassenarbeit) an. Beim Test muss der Schüler sein Arbeitsheft abgeben, in dem sich der Arbeitsprozess abbildet. Die Benotung setzt sich aus dem Zertifikatstest und dem abgegebenen Arbeitsheft des Schülers zusammen. Das im Anschluss ausgestellte Zertifikat beinhaltet eine Rückmeldung darüber, welche Kompetenzen erreicht wurden und welche noch verbessert werden müssen.

Ein Fachlehrer führt im Lernbüro die Aufsicht und achtet auf eine ruhige und konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Die Lernbürolehrer betreuen und beraten die Schüler im Lernbüro bezüglich individueller Probleme. Sie sind Lernbegleiter und geben den Schülern regelmäßig Rückmeldung zum Lernprozess. Sie achten außerdem darauf, dass die Lernbüroregeln konsequent eingehalten werden. Die Lernbausteine werden regelmäßig evaluiert, damit die fachliche Qualität fortwährend verbessert und gewährleistet wird.

Das Arbeiten im Lernbüro findet jahrgangsübergreifend statt: 

Altersmischung im Lernbüro hat viele Vorteile. Die älteren Kinder leben den jüngeren Kindern vor, wie im Lernbüro gearbeitet wird. Sie können Fragen beantworten und als Paten unterstützen. Auf diese Weise vertiefen sie ihre Kenntnisse durch Peer-Teaching, und die Jüngeren wachsen automatisch in die Arbeitskultur des Lernbüros hinein.

Im Logbuch dokumentieren die Schüler ihren Lernprozess für die Lernbüros. Die Eintragungen im Logbuch ermöglichen einen schnellen Überblick über die geleistete und noch zu erledigende Arbeit. Das Logbuch und die persönlichen Arbeitsmaterialien für das ausgewählte Lernbüro tragen die Schüler immer bei sich. Alle anderen Materialien für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik stehen in den Lernbüros zur Verfügung. Die Materialien haben im Lernbüro einen festgelegten Platz und werden nach der Arbeit ordentlich zurückgestellt.

Das Lernbüro Plus

Das Lernbüro Plus ist ein Förderort für leistungsschwächere Schüler. Dazu zählen die Förderkinder, aber auch Regelschüler, die eine besondere Förderung benötigen. Das Lernbüro Plus wird immer parallel zu den Lernbüros Mathe, Deutsch und Englisch angeboten. Im Lernbüro Plus werden spezielle Förderbausteine, die auf die Unterrichtsthemen der regulären Lernbüros abgestimmt sind, bereitgestellt. Die Anzahl der Plätze ist beschränkt und die Förderkinder haben Vorrang für eine Betreuung im Lernbüro Plus.

Auch die Förderkinder dürfen die regulären Lernbüros besuchen, wenn sie es wünschen und mit den Materialien zurechtkommen. Das entspricht dem Grundgedanken der Inklusion, der an unserer Schule gelebt wird.

Das Lernbüro im Überblick

  • Der Unterricht findet jahrgangsstufenübergreifend statt.
  • Lernbüros gibt es für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch.
  • Jeder Schüler entscheidet selbst, in welchem Fach er wann arbeitet. Jedes Kind kann täglich wählen, welches Fach es besucht.
  • Jedes Kind kann unterschiedlich viel Zeit in die Fächer investieren.
  • Eigenverantwortliches Arbeiten an vorbereiteten Bausteinen, 6 Bausteine pro Schuljahr
  • Wahlmöglichkeit zwischen jeweils 2 Fächern („2 offene Bausteine“)
  • Englisch muss wöchentlich mindestens einmal bearbeitet werden, da das Erlernen von Sprachen Kontinuität braucht.
  • Die Arbeit im Lernbüro soll selbstständig stattfinden. So kann von jedem Schüler der Lernstoff in eigenem Tempo und auf drei unterschiedlichen Niveaustufen entsprechend seinen individuellen Fähigkeiten erarbeitet werden.
  • Jedes Kind kann selbst entscheiden, wann es im Stoff weit genug ist, um den Zertifikatstest (Klassenarbeit) für den bearbeiteten Baustein zu erbringen.
  • Nach Abschluss eines Bausteins und eines Checkout-Tests meldet sich der Schüler zu einem Zertifikatstest (Klassenarbeit) an. Die Anmeldung erfolgt mindestens einen Tag vorher beim Lernbürolehrer. Bewertungsgrundlage sind das Arbeitsheft (Lernbüro-Arbeit) und der Zertifikatstest.
  • Das Lernbüro zeichnet sich durch eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre aus. Jedes Kind weiß, was es zu tun hat. Der Fachlehrer agiert im Lernbüro als Tutor und Coach.
  • Als Strukturierungshilfen für die Arbeit im Lernbüro dienen regelmäßige Tutorengespräche und das Logbuch.
  • Das Lernbüro Plus ist ein Förderkonzept für Förderschüler und Regelschüler mit Lernschwierigkeiten.

Lernbüroregeln

  • Ich arbeite immer an zwei Bausteinen in unterschiedlichen Fächern.
  • Mindestens einmal pro Woche arbeite ich im Lernbüro Englisch, da das Erlernen von Sprachen Kontinuität braucht.
  • Pro Doppelstunde arbeite ich in nur einem Lernbüro.
  • Bei Unklarheiten frage ich zuerst Mitschüler, bevor ich mich an den Lehrer wende.
  • Trinken ist wichtig und gesund, im Unterricht darf ich Wasser und Apfelschorle trinken.
  • Jeder hat das Recht, ungestört zu arbeiten. Ich verhalte mich so, dass dies möglich ist.

Material

  • Ich gehe sorgsam mit dem Material um.
  • Ich räume das Material ordentlich wieder an seinen Platz.
  • Verlorengegangenes Material, zerstörte Bücher, fehlende Karten usw. werden verteilt auf die Klassen des Teams aus den Klassenkassen bezahlt.

Effektive Zeitnutzung

  • Ich erscheine pünktlich, richte meinen Arbeitsplatz ein und starte sofort zu Unterrichtsbeginn.
  • Ich konzentriere mich auf die Aufgaben.
  • Das Lernbüro kann ich nur in Ausnahmefällen und nur mit Erlaubnis des Lehrers verlassen.
  • Ich arbeite bis zum Ende der Stunde; der Logbucheintrag erfolgt in den letzten Minuten.

Projektarbeit

Die Projekte sind neben den Lernbüros eine wichtige Säule in dem Konzept des selbstgesteuerten Lernens. In den Projekten trainieren die Schüler ihre kommunikativen, sozialen und kreativen Kompetenzen. Das Arbeiten in Projekten stellt den Gegenpol zum überwiegend stillen und individuellen Arbeiten in den Lernbüros dar. Die in den Lernbüros erworbenen Basiskompetenzen erfahren so eine praxisorientierte Anwendung und Vertiefung.

Alle Projekte sind produktorientiert. Dabei können z.B. Veranstaltungen organisiert, Ergebnisse und Ideen präsentiert oder Gegenstände hergestellt werden. Alle Themen knüpfen an einen Kontext aus der Lebenswelt an. Dazu zählen Fragestellungen oder Themengebiete, die die Lernenden wirklich interessieren. Die Schüler müssen für ihr Lernen eine Sinnhaftigkeit erkennen, weil nur so nachhaltiges und vernetztes Lernen möglich wird. Alle Projekte haben einen direkten Bezug zum Lehrplan. Es ist also Aufgabe der Lehrkraft, das Spannungsfeld zwischen Lehrplan und eigenen Interessen der Schüler in Einklang zu bringen.


Projekte finden im Klassenverband statt. Durch die Arbeit in Gruppen erleben alle Beteiligten verschiedene gruppendynamischen Prozesse und üben sich im Umgang mit unterschiedlichen Meinungen. Alle Schüler können ihre unterschiedlichen Stärken einbringen und tragen zum Erfolg der Gruppe bei.

Im Mittelpunkt des Projektunterrichts steht das fächerübergreifende, problemorientierte Lernen. Dafür formulieren die Schüler selbstständig Forscherfragen, die als Grundlage der Lernmotivation dienen. Projektarbeit ist keine Instruktion durch den Lehrer, die die Schüler durch anschließende Übung und Vertiefung zu einer vorher festgelegten Lösung zu erfüllen versuchen. Für Lehrer bedeutet Projektarbeit ein hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft zu ergebnisoffenen Prozessen. Die Aufgabe der Lehrer besteht in erster Linie darin, die Vorgänge der Projektarbeit zu strukturieren und Hilfestellungen zu leisten. Es geht eben nicht darum, einen fachlichen Wissensvorsprung belehrend zu vermitteln. Durch die Komplexität, die viele Projektthemen annehmen, können die Lehrenden überhaupt nicht mehr die Experten auf allen Fachgebieten sein. Das erfordert eine Haltungsänderung und ein anderes Rollenverständnis der Aufgaben eines Lehrers.

In den Projekten lernen die Schüler eigenverantwortliches Handeln. Außerdem erwerben sie die Fähigkeit, das gelingende Arbeiten im Team zu organisieren. Dazu zählen Fähigkeiten der Interaktion und Kommunikation. Dabei dokumentieren die Schüler fortwährend ihre Fortschritte, um den Arbeitsprozess festzuhalten und bereits begangene Irrwege und Fehler nicht noch einmal zu begehen.

Das Endprodukt spielt im Projektunterricht eine wichtige Rolle. Das Projekt endet immer mit einer Präsentation des Erreichten. Die Dokumentation des Arbeitsprozesses und die Präsentation sind die Basis, auf der die Schüler eine Rückmeldung erhalten. Diese Dokumentation dient des Weiteren der Leistungsbeurteilung.

Projektarbeit im Überblick

  • Orientierung an den „Global Goals“
  • Orientierung an den Interessen der Beteiligten
  • Lebensweltorientierung, Situationsbezug, Praxisrelevanz
  • Handlungsorientierung
  • Verknüpfung von Theorie und Praxis
  • Soziales Lernen, da Arbeit in Projektteams erfolgt
  • Selbstorganisation und Selbstverantwortung
  • Zielgerichtete Planung
  • Produktorientierung
  • Ausgangspunkt: ein Problem, dessen Lösung man noch nicht kennt, themenbezogene Arbeit, „project-based learning“, Problemstellungen aus unterschiedlichen Fachbereichen
  • Zielt ab auf Kompetenzerwerb: Sachwissen, Methoden-, Urteils-,

Handlungs- Personale und soziale Kompetenzen und damit auch auf: Lese-/Schreib-/Rechenfähigkeiten

  • Medien- und Präsentationskompetenzen
  • Interdisziplinär, d.h. fächerübergreifend: Sollte möglichst mehrere, kann alle Fächer einbeziehen
  • Methodischer Rahmen: 5 Phasen mit festgelegten Schritten
  • Am Ende immer: Präsentation, Produkt
  • Der Schüler kann: Seinen Schwerpunkt, das Material, die

Methode, die Präsentationsform wählen

  • Der Schüler muss: Seine Arbeit reflektieren, dokumentieren, präsentieren
  • Der Lehrer ist kein Wissensvermittler, sondern Lernbegleiter
  • Er sorgt für die zeitlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen, gibt methodische Anregungen, berät die Schüler (Hilfe zur Selbsthilfe), gibt Rückmeldung zum Prozess und zum Ergebnis

Phasen der Projektarbeit

  • Einstiegsphase: Von der Projektinitiative bis zum Projektthema
  • Planungsphase: Von der Projektplanung bis zur Projektmappe
  • Durchführungsphase: Von der Recherche bis zur Meilensteinsitzung
  • Präsentationsphase: Ergebnispräsentation, Aktion
  • Reflexionsphase: Reflexion, Dokumentation, Evaluation, Bewertung

Phase 1 – Einstieg


Instruktionsphase, Festlegung des Projektziels
Vom Oberthema zu den konkreten Projekt-Unterthemen
Kriterien: Interessen der Lernenden, gemeinsames Anliegen
im Team, gesellschaftliche Relevanz, Lehrplan-Kompatibilität
PSP – Projektstrukturplan (Dauer, Projektabschnitte etc.)
Mögliche Recherche-, Arbeits- und Präsentationsformen
Dokumentation des Arbeitsprozesses: Projektmappe
Arbeiten in der Gruppe, Absprachen zur Zusammenarbeit,
Hilfreich: Projektleitfaden für Schüler
Antizipierende Projektanalyse (Risikoanalyse durch Lehrer)

Phase 2 – Planung


Bildung der Projektgruppen (Teams)
PAP – Projektablaufplan (Detailplanung)
Entwicklung von Forscherfragen > Projektskizze
Recherchemethoden, mögliche außerschulische Lernorte,
Kontaktaufnahme zu Experten
Absprachen zu Arbeitsteilung und Verantwortlichkeiten
Festlegung der Meilensteinsitzungen
Projektdokumentation des Teams (Projektmappe)

Phase 3 – Durchführung


Recherche
Austausch, Überprüfung + Reflexion von Teilergebnissen
Schriftliche Dokumentation
Vorbereitung der Präsentation
Meilensteinsitzungen – Beratung mit und durch Projektlehrer:
• Koordination des Lern- und Arbeitsprozesses
• Fachliche oder methodische Unterstützung
• Bewusstmachen von Gruppenprozessen
• Überprüfung von und Änderungen am Aktionsplan

Phase 4 – Präsentation


Präsentation (oder Aktion) im Rahmen eines „Kolloquiums“
Nachfragen, Diskussion
Beobachtungsaufgaben und Rückmeldekriterien
Rückmeldungen

Phase 5 – Reflexion
Projektdokumentationen
Projektrückschau
(Zufriedenheit mit Verlauf, Zusammenarbeit, Ergebnis,
fachliche, methodische soziale, personale Kompetenzen)
Bewertung von Präsentation, Kolloquium und Arbeitsprozess
nach vorab festgelegten und transparenten Kriterien:
Kompetenzzuwachs (alle Kompetenzbereiche!),
Präsentation, Arbeitsverhalten, Sozialverhalten
Persönliche Weiterentwicklungsperspektiven
Evaluation Lernen im Projekt
(Schüler, Lehrer, Eltern, Kooperationspartner)

Information zu den Global Goals und der Verantwortung von Schule

17 Global Goals – Sustainable Development Goals SDGs

Am 25. September 2015 haben sich 193 Weltführer zu 17 globalen Zielen bekannt, um bis zum Jahre 2030 drei außergewöhnliche Dinge zu erreichen.

  • Extreme Armut beenden
  • Ungleichheit und Ungerechtigkeit bekämpfen
  • den Klimawandel regulieren.

Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung könnten dies erreichen.

In allen Ländern. Für alle Menschen.

Ein Zukunftsvertrag für die Welt

Der Weltaktionsplan der UN verfolgt folgende Schritte zur Umsetzung der Global Goals:

  • Von der Vereinzelung in die Breite
  • Voneinander lernen
  • Vom Projekt zur Struktur

Das sind auch die Prinzipien von „Schule im Aufbruch“.

Das Lernen in der Schule muss in Hinsicht auf die globalen Herausforderungen, mit denen die Schüler in Zukunft konfrontiert werden, eine Veränderung erfahren. Deshalb benötigen die Schüler andere Formen des Lernens als in der Schule des 20. Jahrhunderts. Wir brauchen junge Menschen mit hoher Lernflexibilität, mit Bereitschaft zur Veränderung, mit Eigeninitiative und Kreativität, mit Team und Beziehungskompetenz, mit Gemeinsinn, mit Verantwortung, mit Handlungsmut, mit Empathie und der Fähigkeit zum Perspektivwechsel und zum Umgang mit Ungewissheit.

Lernen braucht Begeisterung, Begeisterung braucht Bedeutsamkeit, Bedeutsamkeit braucht Sinn. Sinn und Autonomie sind der Kern für Potenzialentfaltung und Veränderung. Dafür ist ein Paradigmenwechsel notwendig und der Mut zu ergebnisoffenen Prozessen. Genau das bietet das Arbeiten in Projekten.

Der Schritt von der Schule des 20. Jahrhunderts, die die reine Wissensvermittlung in den Vordergrund rückt, zur Schule des 21. Jahrhunderts, die die Schüler auf die globalen Herausforderungen der Zukunft vorbereitet, ist deshalb längst überfällig. Die Schulen von heute bereiten die Schüler immer noch auf Berufe vor, die es in zwanzig Jahren wahrscheinlich nicht mehr geben wird.

Das Logbuch

Das Logbuch ist der tägliche Lernbegleiter für alle Schüler. Das Logbuch muss in jeden Unterricht (auch den Sportunterricht) mitgenommen werden. Es wird außerdem jeden Tag mit nach Hause genommen, damit die Eltern das Logbuch und die Unterrichtsinhalte einsehen können.

Das Logbuch dient der Planung, Kontrolle und dem Nachweis der Unterrichtsinhalte. Dafür tragen die Schüler in jeder Stunde die Unterrichtsinhalte ein, die sie erarbeitet und erreicht haben. Der Fachlehrer bzw. Lernbürolehrer unterschreibt die Eintragung zum Ende der Unterrichtsstunde.

Die Schüler vermerken zusätzlich z.B. welche Bausteine sie abgeschlossen haben, wann sie Zertifikatstests geschrieben haben und welche Projekte sie durchgeführt haben.

Das Logbuch dient außerdem als Kommunikationsmittel zwischen den Eltern und der Schule. Durch die fortwährende Dokumentation der Unterrichtsinhalte in allen Fächern sind die Eltern zu jedem Zeitpunkt darüber informiert, was in der Schule an Themen bearbeitet wird. Des Weiteren können Eintragungen von Lehrern und Eltern im Logbuch zum Informationsaustausch vorgenommen werden.

Das Logbuch bildet die Grundlage für die Tutorengespräche und Planungsgespräche mit den Fachlehrern. Darüber hinaus bildet es die Grundlage für die Bilanz- und Zielgespräche, die drei Mal im Jahr gemeinsam mit den Eltern und dem Tutor geführt werden.

Das Logbuch ist das wichtigste Instrument zur Beratung und Planung des Lernens eines jeden Schülers und das Herzstück des Konzepts.

BEISPIELSEITE – Logbuch

BEISPIELSEITE – Logbuch

Der gemeinsame Anfang

Beim gemeinsamen Anfang haben die Schüler die Möglichkeit im Klassenverband entspannt in den Schulalltag einzusteigen. Dadurch ergibt sich eine optimale Vorbereitung auf die Herausforderungen des Tages. Die Zeit kann für unterschiedliche Anlässe genutzt werden und dient zum großen Teil der Förderung der Klassengemeinschaft. Außerdem wird ein Teil zur Organisation des Schultages genutzt:

  • Klassenrat
  • Top und Flop Runde der letzten Schulwoche
  • Weitergabe von Informationen durch die Klassenlehrer
  • Logbucharbeit
  • Geburtstagsfeiern
  • Offene Gesprächsrunden übers Wochenende oder die Ferien
  • Kooperative Spiele
  • Planung von Events (z.B. Weihnachtfeier, Assembly, Wandertag etc.)

Beratungs- und Studierzeit

Die Beratungs- und Studierzeit findet drei Mal in der Woche statt. Hier werden mit den Schülerinnen und Schülern Tutorengespräche geführt. Sie bilden neben dem Logbuch die zweite wichtige Stütze für das Gelingen und die Organisation des individuell gesteuerten Lernens.

Tutorengespräche sind Beratungsgespräche. Sie sind keine Kontrollgespräche. Der Tutor ist dabei der Ansprechpartner für alle Fragen, die den Schulalltag und das Lernen des Schülers betreffen. Er trifft dabei Absprachen mit den Schülern und gibt Hilfestellung für das Arbeiten im Lernbüro. Dafür wird das Logbuch als Beratungsgrundlage genutzt. Die Gespräche müssen sich aber nicht nur auf den schulischen Bereich beschränken, sondern es können auch Probleme aus dem Alltag besprochen werden. Es ist wichtig eine gute Beziehungsebene zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen, daher gibt es für die Schüler eine feste Zuteilung zu einem Tutor, der sie fortlaufend berät. Jeder Tutor betreut somit im Schnitt etwa zwanzig Schüler.

Die regelmäßigen Gespräche helfen den Schülern, ihre Arbeit zu planen, einzuschätzen und zu strukturieren. Dadurch lernen sie mehr und mehr Verantwortung für das eigene Lernen beziehungsweise den eigenen Lernweg zu übernehmen. Der Tutor erhält durch die regelmäßigen Gespräche differenzierte Einblicke in die Arbeitsprozesse der Schüler und kann diese dadurch individuell unterstützen. Die Schüler reflektieren wiederum regelmäßig ihren Entwicklungsstand und lernen, ihre Vorhaben und Ziele zu artikulieren, zu strukturieren und zu verwirklichen. Absprachen mit dem Tutor sind für alle Schüler verbindlich. Falls Absprachen nicht eingehalten werden können oder gesetzte Ziele nicht erreicht wurden, gilt es zeitnah Gespräche zu führen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Tutor und Schüler überlegen dann gemeinsam, wie die Lernumgebung verändert werden kann, damit die gesteckten Ziele in Zukunft wie geplant erreicht werden können So lässt der eine Schüler sich leicht ablenken und benötigt einen anderen Arbeitsplatz, der andere Schüler benötigt vielleicht ein anderes Medium, um Zugang zum Unterrichtsstoff zu bekommen. Wichtig ist, dass Schwierigkeiten nicht bewertet werden, sondern dass diese reflektiert werden und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.

Absprachen werden immer im Logbuch vermerkt und von den Schülern bei Erfüllung abgehakt.

Die Schüler können die Beratungs- und Studierzeit für die Bausteinarbeit, das Vokabellernen, das Fertigstellen von Aufträgen und Präsentationen oder auch zum Beispiel für das Lesen von Büchern verwenden. Ein ruhiges Arbeitsklima ist Voraussetzung für eine konstruktive Beratungszeit.

Die Beratungs- und Studierzeit im Überblick:

  • Die Schüler schätzen ihren Arbeitsprozess selbstständig ein.
  • Der Tutor gibt ein Feedback zum Arbeitsprozess und Lernfortschritt.
  • Die Schüler üben das Logbuch zu führen und ihr Lernen zu organisieren.
  • Der Tutor behält den Überblick über die Leistungen bzw. die geleistete Arbeit des Schülers.
  • Der Tutor führt regelmäßige persönliche Gespräche, in denen die Schüler ihre Probleme und Fragen loswerden.
  • Der Tutor unterstützt den Schüler bei der Planung seines weiteren Lernweges.
  • Der Tutor unterschreibt wöchentlich im Logbuch und kontrolliert die wöchentliche Unterschrift der Eltern.

Mögliche Fragestellungen aus Sicht des Tutors (Gesprächsverlauf):

  • Wie ist es dir letzte Woche ergangen?
  • Was hat gut geklappt?
  • Worauf bist du stolz?
  • Was hat nicht so gut geklappt?
  • Woran lag es?
  • Was könntest du tun, damit du dein Ziel erreichst?
  • Was nimmst du dir für die nächste Woche vor?
  • Was sind deine nächsten Schritte?
  • Was ist dein konkretes Ziel für nächste Woche?

Mögliche Fragestellungen aus Sicht des Schülers:

  • Wie geht es mir?
  • Was kann ich schon?
  • Gibt es etwas, worauf ich stolz bin?
  • Wo brauche ich Hilfe?
  • Was ist mir aufgefallen?
  • Was könnte ich anders machen?
  • Was möchte ich als nächstes lernen?

Begleitung der Schüler durch Fachlehrer

Durch das selbstgesteuerte Lernen im Lernbüro haben die Fachlehrer die Zeit, sich bei Bedarf gezielt um einzelne Schüler zu kümmern. Die Aufgabe des Fachlehrers ist, die Arbeit des Schülers zu begleiten, die fachliche Arbeit zu kontrollieren und zu unterstützen und in regelmäßigen Abständen ein Feedback zu geben.

Der Fachlehrer übernimmt folgende Aufgaben im Lernbüro und in der Fachstunde:

  • Kann eine Einführung in ein Unterrichtsthema geben, entweder einzelnen Schülern oder einer Schülergruppe
  • Kann den Schüler bei der Auswahl eines Lernbausteins und des Lernpfades beraten
  • Gibt eine Orientierung bezüglich des Zeitumfangs zur Bearbeitung eines Bausteins
  • Überprüft kontinuierlich, ob der Schüler den Anforderungen des Bausteins gewachsen ist (zeitlich/inhaltlich)
  • Diagnostiziert Schwierigkeiten und entwickelt Lösungsmöglichkeiten und Fördermöglichkeiten auch in Absprache mit Schülern und Eltern
  • Bietet bei Bedarf alternative Lernpfade an (andere Formulierungen, Medienwechsel, Spiele)
  • Begleitet die Schritte des Schülers bei der Bausteinarbeit und achtet mit auf den gesetzten zeitlichen Rahmen
  • Bespricht im Team Lernfortschritte und Schwierigkeiten einzelner Schüler

Bilanz- und Zielgespräche

Dreimal im Jahr finden Bilanz- und Zielgespräche statt. Diese Gespräche ersetzen die klassischen Elternsprechtage. Bei den Gesprächen steht das Kind im Mittelpunkt. Deshalb werden die Gespräche auch nur im Beisein des Schülers geführt.

Der Schüler reflektiert dabei selbstständig mit Unterstützung des Tutors den Lernprozess der letzten Monate und zieht eine Bilanz. Der Sprechanteil des Schülers sollte dabei möglichst groß sein, da er für sein Lernen und Handeln Verantwortung übernehmen soll. Die Selbstevaluation ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit.

Im Fokus der Unterhaltung stehen die Frage, welche anvisierten Ziele erreicht wurden, wo Probleme aufgetreten sind und wie diese gemeinsam gelöst werden können. Der Schüler formuliert Ziele für die nächste Zeit und beschreibt im Gespräch, wie er diese erreichen möchte. Außerdem äußert er, welche Hilfe er zum Beispiel von Eltern und Lehrern benötigt.

Im Anschluss wird mit allen Beteiligten gemeinsam das weitere Vorgehen besprochen.

Das Gespräch wird im Logbuch dokumentiert und die Ziele werden festgehalten.

Noten sind in diesen Gesprächen von untergeordneter Bedeutung, da der Schüler mit seiner gesamten Persönlichkeit im Mittelpunkt steht und auf seine Stärken aufgebaut werden soll.

Assembly

Assemblys finden mehrmals im Jahr für die gesamte Schule statt. Sie dienen dem Zusammenhalt, der Identifikation und vor allem der Wertschätzung von besonderen Leistungen.

Wichtig ist es, dass die Assembly eine feste Struktur hat und es trotz wechselnden Programms Ankerpunkte gibt, die den Schülern die Bedeutung der Veranstaltung bewusst machen. Deshalb findet immer eine Begrüßung durch die Schulleitung statt und möglichst alle Lehrer sollen an dem Ereignis teilnehmen. Die Assembly wird immer von den Schülern einer Klasse der Jahrgangsstufe 6 mit Unterstützung der Tutoren geplant. Die Schüler übernehmen die Moderation.

In den Assemblys stellen die Schüler zum Beispiel ihre Projekte vor, Arbeitsgruppen und Kurse präsentieren ihre Ergebnisse oder Sportmannschaften berichten von ihren Turniererfolgen.

Die Schule ehrt außerdem an diesem Tag die Besten ihrer Schule aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Diese Ehrung soll einen offiziellen Charakter haben, das heißt, es wird eine Urkunde an die Schülerin oder den Schüler überreicht. Natürlich kann symbolisch auch ein anderer Preis überreicht werden. Die Ehrung kann durch die Schüler, die Tutoren oder auch durch die Schulleitung erfolgen. Selbstverständlich können auch Lehrer, Sozialpädagogen oder sonstiges Schulpersonal geehrt werden.

Das Hauptaugenmerk liegt auf einer positiven und wertschätzenden Atmosphäre für alle Beteiligten. Aus diesem Grund sind Präsentationen oder Vorführungen, die Schüler oder Lehrer in irgendeiner Weise verletzen, lächerlich machen oder diskriminieren untersagt. Der gegenseitige Respekt, das Gemeinschaftsgefühl und die Schulidentität sind Leitideen, die es zu verwirklichen gilt. In den Assemblys wird mit und durch alle Beteiligten die Wertschätzungskultur aktiv gelebt und gefördert.