Vom 28. bis zum 30. April begab sich die Jahrgangsstufe EF im Rahmen eines Pilot-Projekts der Bundeswehr auf eine eindrucksvolle und lehrreiche Fahrt nach Verdun – ein Ort, der wie kaum ein anderer für die Schrecken des Ersten Weltkriegs steht. Begleitet wurde die Gruppe vom Jugendoffizier Hauptmann Müller, der durch seine fachkundigen Einordnungen und Impulse die Reise inhaltlich bereicherte. Die Bundeswehr stellte nicht nur die Busse zur Verfügung, sondern übernahm auch sämtliche Eintrittsgelder – eine großzügige Unterstützung, die diese intensive Erfahrung überhaupt erst möglich machte.
Eine Anreise mit Hindernissen – und einem hilfreichen Nachbarn
Nach gut fünfstündiger Fahrt kam die Gruppe am Ziel an – zumindest beinahe. Denn zunächst stand man, etwas irritiert, vor verschlossenen Türen. Erst ein aufmerksamer Nachbar vom Haus gegenüber bemerkte die Gruppe und wies den Herbergsvater auf unsere Ankunft hin. Tatsächlich fand uns der Herbergsleiter schließlich eine Straße weiter, am Parkplatz eines Lidl-Marktes. So begann die Reise mit einer kleinen Anekdote, die schnell zur Erheiterung beitrug.
Am Nachmittag stand der erste Besuch auf dem Programm: das „Mémorial de Verdun“, ein beeindruckendes Museum, das sich mit der Schlacht von Verdun und dem Leben der Soldaten an der Front beschäftigt. Multimediale Darstellungen, originale Gegenstände und persönliche Zeugnisse vermittelten einen tiefen Einblick in das Geschehen von 1916. Besonders eindrucksvoll war für viele Schülerinnen und Schüler die Kombination aus Geschichte, Emotionalität und der unmittelbaren Nähe zu den tatsächlichen Orten des Geschehens.



Knochen, Gräber und verlorene Dörfer – ein Tag des Innehaltens
Der zweite Tag begann mit dem Besuch des Fort Douaumont, der größten und bedeutendsten Festungsanlage rund um Verdun. Die dunklen Gänge, engen Schlafräume und massiven Verteidigungsanlagen machten spürbar, unter welch extremen Bedingungen die Soldaten lebten. Im Anschluss machten wir eine kleine Wanderung durch das ehemalige Schlachtfeld hin zum Beinhaus von Douaumont – einer Gedenkstätte, in der die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten Gefallenen des Ersten Weltkriegs ruhen. Direkt daneben erstreckt sich ein riesiger Soldatenfriedhof, auf dem weitere Tausende ihre letzte Ruhe fanden. Der Anblick der endlosen Reihen weißer Kreuze – jedes für einen gefallenen jungen Menschen – löste bei vielen stille Betroffenheit aus.






Im weiteren Verlauf des Tages besuchte die Gruppe die Orte ehemaliger Dörfer, die im Verlauf der Schlacht vollständig zerstört wurden. Neun Dörfer fielen der Vernichtung zum Opfer und wurden nie wieder aufgebaut. Heute erinnern nur noch Gedenksteine und Informationstafeln daran, dass hier einst Menschen lebten. Die Stimmung unter den Schülerinnen und Schülern war an diesem Tag besonders nachdenklich – vielen wurde erst hier die Ungeheuerlichkeit des Krieges wirklich greifbar.

Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg – Fort Fermont und aktuelle Bezüge
Auf dem Rückweg besuchte die Gruppe das Fort Fermont, ein Teil der berühmten Maginot-Linie. Die unterirdischen Anlagen und ausgeklügelten Verteidigungssysteme zeigten auf eindrückliche Weise, wie sehr sich das Kriegshandwerk innerhalb weniger Jahrzehnte verändert hatte – und dennoch: Der Schrecken blieb derselbe. Der Besuch diente auch als Vergleichspunkt zum Zweiten Weltkrieg und ermöglichte eine inhaltliche Brücke zur Entwicklung moderner Kriegsführung.



Aktuelle Bezüge: Der Ukrainekrieg und die deutsch-französische Freundschaft
Begleitet wurde die gesamte Fahrt von immer wiederkehrenden Diskussionen zu aktuellen politischen Themen. Besonders der Ukrainekrieg wurde im Vergleich zum Ersten Weltkrieg thematisiert: Welche Parallelen gibt es? Welche Unterschiede? Was können wir aus der Geschichte lernen? In diesem Zusammenhang spielte auch die deutsch-französische Freundschaft eine zentrale Rolle. Der Umstand, dass deutsche Schülerinnen und Schüler heute frei und friedlich durch Frankreich reisen und dort willkommen geheißen werden, wurde von vielen als ein Zeichen großer Hoffnung wahrgenommen.
Fazit: Eine Fahrt, die Spuren hinterlässt
Die Fahrt nach Verdun war mehr als nur eine Studienfahrt – sie war ein intensives Erleben von Geschichte, ein Anstoß zur Reflexion und ein emotionaler Zugang zu einem Kapitel europäischer Erinnerungskultur. Dank der hervorragenden Organisation durch Hauptmann Müller und die Bundeswehr sowie der Offenheit und Ernsthaftigkeit der Schülerinnen und Schüler wurde die Fahrt zu einem vollen Erfolg.
Zitate zur Fahrt:
Linda Samek: “Die Ausflüge waren sehr interessant und informativ. Es war schön so geschichtsträchtige Orte zu besuchen und mit eigenen Augen zu sehen.”
Anonymer Schüler: “Die Dimensionen werden einem nur an Ort und Stelle klar.”
Alex Dulisch: “Die Maginot-Linie war echt fantastisch. Die Geschichte und Architektur war sehr faszinierend.”
Hauptmann Lukas Müller: “An dem Ort, wo die verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkriegs tobte mit Schülern über Krieg, vor allem aber über Wege zum Frieden sprechen zu können, war für mich ein besonderes Erlebnis. Vor allem aber warfen die Schülerinnen und Schüler einen Blick nach vorn und erörterten auf den Schlachtfeldern der ‘Urkatastrophe des 21. Jahrhunderts’ mögliche Perspektiven für die sicherheitspolitischen Herausforderungen der Gegenwart in Europa.“
