In der Nacht vom 9. Auf den 10. November 1938 setzten SA- und NSDAP – Mitglieder Synagogen in Deutschland in Brand. Sie zerstörten und plünderten mehr als 7000 Geschäfte jüdischer Einzelhändler und verwüsteten Wohnungen der jüdischen Bürger. Die heutige Geschichtsforschung geht von mehr als 1300 Menschen aus, die während oder unmittelbar als Folge der Ausschreitungen starben. Die Nacht war das offizielle Signal für den größten Völkermord in Europa, bei dem 6 Millionen Juden ermordet wurden.
Wir Schülerinnen und Schüler des Q2 Geschichtskurses haben uns zusammen mit unseren Lehrern Frau Steffen und Herrn Reißmeier mit diesem Thema, dieser für uns kaum vorstellbaren Grausamkeit beschäftigt.
Doch leider wurde uns durch den grausamen Terrorakt vom 7. Oktober mit bis zu 1500 Toten Israelis schlagartig bewusst, dass Antisemitismus (der Judenhass) auch heutzutage an Aktualität nichts verloren hat. Ausgrenzung und Gewalt gegen Juden erscheint nun auch bei uns in Deutschland wieder möglich und sie geschieht, wie man traurigerweise aktuell immer wieder erlebt.
So war es uns ein Anliegen, am 12. November am Gedenktag für die jüdischen Opfer aus Jüchen zur Zeit des Nationalsozialismus teilzunehmen. Die Gedenkfeier auf dem Friedhof in Hochneukirch machte uns bewusst, dass auch bei uns ganze jüdische Familien deportiert, ermordet und ausgelöscht wurden. Lea, Jessika und Phillip, drei Schüler unseres Kurses trugen im Rahmen der Gedenkfeier die Namen der jüdischen Opfer und Worte des Erinnerns und Mahnens vor, auch für die Opfer der letzten Wochen.
Den Schülern war es wichtig, sich gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus auszusprechen und den Mut aufzubringen, gerade in der heutigen Zeit, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Vielmehr solle aus der Vergangenheit gelernt werden und es sollten nicht dieselben Fehler gemacht werden, die so vielen größtenteils jüdischen Bürgern während der Zeit des Nationalsozialismus Leid und Tod brachten.
Auch in der danach stattfindenden Reflexion war es vielen Schülerinnen und Schülern ein Bedürfnis, sich über den Gedenktag auszutauschen. So sagte eine Schülerin, dass sie durch den Gedenktag und gerade auch das Vortragen der Namen der Opfer aus der Theorie des Geschichtsbuches herausgekommen sei und einen viel emotionaleren und realitätsnäheren Zugang erlebt habe. Ein anderer Schüler beeindruckte vor allem, dass Nachfahren der Opfer aus Berlin und sogar San Francisco angereist seien, da Ihnen das Erinnern so wichtig sei. Eine Schülerin empfand Verantwortung und die Pflicht der jungen Generation, dass so etwas Schlimmes nie wieder geschehe. Sie, die Schüler seien nun die Zeugen und Handelnden der Zeit.
Abschließend wünschten sich die Schülerinnen und Schüler, dass solche Gedenktage durch Fahrten zu Gedenkstätten und Erinnerungsorten, einem multikulturellen Austausch mit anderen Jugendlichen aus anderen Kulturkreisen und Religionen ergänzt würde, zum Beispiel einem Schüleraustausch. So könnten „Brücken“ gebaut werden.
Um die Zukunft gestalten zu können, müssen wir, so ein Schüler, in der Gegenwart aufmerksam sein und aus der Vergangenheit lernen. Denn ohne Erinnerung keine Zukunft.
Manuel Reißmeier