Sozialwissenschaften
Das Fach Sozialwissenschaften setzt in der Oberstufe neu ein und gehört in das gesellschaftswissenschaftliche Aufgabenfeld. Es ist eine Fortführung und Erweiterung des Faches Politik, das in der Klasse 9 und 10 im Fach Gesellschaftslehre unterrichtet wird. Es ist ein sog. Integrationsfach, denn es fast die drei Wissenschaften Soziologie, Politologie und Ökonomie zusammen. Es gibt insgesamt drei Kurstypen in der Oberstufe:
- Grundkurse (Jahrgang EF-Q2) je dreistündig
- Leistungskurse (Jahrgang Q1-Q2) je fünfstündig
- Zusatzkurse (Jahrgang Q2) je zweistündig
Die Inhalte des Faches
In der Oberstufe bilden die Lehrpläne für die Sekundarstufe II des Landes NRW sowie die Vorgaben für das zentrale Abitur am Ende der gymnasialen Oberstufe die Grundlage für den Unterricht. Die Jahrgangsstufe 11 gilt als Einführungsphase, in der sich die Kompetenzbereiche nochmal differenzierter gestaltet sind als im Fach der Gesellschaftslehre der Sekundarstufe I. Themenschwerpunkte des Faches in der Einführungsphase der Oberstufe sind folgende[1]:
- Die marktwirtschaftliche Ordnung (Rolle der Akteure in einem marktwirtschaftlichen System, Ordnungselemente und normativen Grundannahmen, Marktsysteme und ihre Leistungsfähigkeit und die Wettbewerbs- und die Ordnungspolitik.)
- Politische Strukturen, Prozesse und Partizipationsmöglichkeiten (Partizipationsmöglichkeiten in der Demokratie, demokratietheoretische Grundkonzepte Verfassungsgrundlagen des politischen Systems, Kennzeichen und Grundorientierungen von politischen Parteien sowie NGOs, Gefährdungen der Demokratie)
- Individuum und Gesellschaft (Sozialisationsinstanzen, individuelle Zukunftsentwürfe sowie deren Norm- und Wertegebundenheit, Verhalten von Individuen in Gruppen, Identitätsmodelle, Rollenmodelle und Rollenkonflikte etc.)
Nach der Einführungsphase beginnt die sog. Qualifikationsphase, in denen die drei Teildisziplinen interdisziplinär bearbeitet werden, d.h. in der Q-Phasen wird ein Thema unter ökonomischen, politischen und soziologischen Aspekten untersucht. Die genauen Themenschwerpunkte der Q-Phase und des Zentralabiturs sind unter https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/lehrplannavigator-s-ii/gymnasiale-oberstufe/sozialwissenschaften/ einzusehen. Unser schulinternes Curriculum gibt Ihnen ebenfalls einen Überblick über die verschiedenen Themen und Inhaltsfelder. Folgende Tabelle gibt Ihnen einen kurzen Überblick über die Themenbeispiele und Inhaltsfelder. Hierbei ist zu beachten, dass die Themen auch unter dem Blickwinkel anderer Inhaltsfelder untersucht werden können:
Qualifikationsphase | Inhaltsfeld | Themenbeispiele |
Q1 | IF4 – Wirtschaftspolitik | Individuelle Armut trotz gesellschaftlichen Reichtums? Das Verteilungsproblem Wachstumsdilemma: Warum geht es nicht immer aufwärts? Marktwirtschaft zwischen Boom und Krise |
IF6 – Strukturen sozialer Ungleichheit, sozialer IF6-Wandel und soziale Sicherung | Das Ende der Mittelschicht?! Trends, Dimensionen, Theorien und Auswirkungen sozialer Ungleichheit Lust auf Zukunft? Lebensgestaltung im 21. Jahrhundert, Wandel von Arbeitswelt und Sozialstaat | |
IF5 – Europäische Union | Was haben wir überhaupt mit Europa zu tun? – Der europäische Integrations-prozess, sein individueller Nutzen und die gesellschaftlichen Folgen | |
Q2 | IF7 – Globale Strukturen und Prozesse), | Gebt dem Frieden eine Chance“ (I. Rabin) – Internationale Friedens- und Sicherheitspolitik, Menschenrechte |
Das Ziel des Faches
Im Kernlehrplan heißt es:
„Die Verwirklichung dieses Leitbildes erfordert die gezielte Vertiefung und Erweiterung der in der Sekundarstufe I ausgebildeten Sach-, Methoden-, Urteils- und Handlungskompetenzen. Schülerinnen und Schüler erwerben in sozialwissenschaftlichen Lernprozessen die Fähigkeiten, komplexe politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge, Probleme und Konflikte strukturiert zu deuten, sich in ihnen zu orientieren, sie sachkundig und reflektiert zu beurteilen sowie Handlungsmöglichkeiten einzuschätzen, zu fundieren, zu erweitern und innovative Gestaltungsmöglichkeiten zu entwickeln. Im Zusammenhangmit den Wechselwirkungen der Gestaltungsintentionen und Handlungen anderer erwerben sie die Fähigkeit, Dilemmata und Konflikte zu beschreiben und mit den darin enthaltenen Widersprüchen, Vorläufigkeiten, Wahrscheinlichkeiten und Risiken umzugehen. Der Unterricht qualifiziert zu sozialwissenschaftlicher Analysefähigkeit, zu werte- und kriteriengeleitetem Urteilsvermögen und zur Perspektivübernahme sowie darauf aufbauend zu Interessenartikulation und Konfliktfähigkeit.
Im Rahmen der sozialwissenschaftlichen Bildung leistet das Fach einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Erziehung. Zentrales Bildungsziel des Unterrichts im Fach Sozialwissenschaften ist der Erwerb der Demokratiefähigkeit durch aktives Demokratielernen. Dieses ist zugleich Fach- und Unterrichtsprinzip.“[2]
Die politische Handlungs- und Urteilsfähigkeit sind hierbei von besonderer Bedeutung, denn sie sind miteinander eng verknüpft, da ein erfolgreiches Handeln ohne treffende Beurteilung der politischen Situation nicht möglich ist. Die politische Bildung hat das Ziel die Fähigkeit zur praktisch politischen Partizipation zu trainieren. Der Unterricht knüpft daher an bereits vorhandene Fähigkeiten an, zielt auf deren Erweiterung und qualitative Verbesserung ab. Diese Kompetenzentwicklung interagiert in drei Bereichen:
- Die Politische Urteilsfähigkeit:
Politische Ereignisse, Probleme und Kontroversen sowie Fragen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unter Sach- und Wertaspekten analysieren und reflektiert beurteilen können, wie z.B.:
• Die Bedeutung politischer Entscheidungen für das eigene Leben erkennen;
• Komplexe politische Sachverhalte strukturiert wiedergeben und dabei zentrale Aspekte identifizieren
• Politische Phänomene unter verschiedenen Dimensionen betrachten, insbesondere unter dem Aspekt der jeweiligen inhaltlichen Ziele und Gegenstände (policy: Inhalt), dem Aspekt der institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen (politiy: Form) sowie unter dem Aspekt der Machtverhältnisse und Durchsetzungschancen für unterschiedliche Positionen (poitics: Prozess):
• Politische Entscheidungen und Entscheidungsalternativen in ihren Verflechtungen mit sozialen Systemen außerhalb des politischen Systems sehen, insbesondere mit dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld auf nationaler, europäischer und globaler Ebene
• Aktuelle politische Kontroversen auf mögliche Zusammenhänge mit Problemlagen hin analysieren, die aller Voraussicht nach über die Tagesaktualität hinaus von einer mittel- und längerfristigen Bedeutung für politische, ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen sind;
• Die Beurteilung konkreter Gegenstände aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Recht im Zusammenhang mit grundlegenden Menschen- und Politikbildern, mit Theorien und Modellen des menschlichen Zusammenlebens sehen und die eigenen Vorstellungen hierzu in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Positionen aus Geschichte und Gegenwart des politischen Denkens entwickeln;
• Politische Sachverhalte, Probleme und Entscheidungen in Beziehung setzen zu den Grundwerten demokratischer Systeme und kritisch reflektieren;
• Die Logiken und Mechanismen medialer Politikinszenierung entschlüsseln
- Die politische Handlungsfähigkeit:
Meinungen, Überzeugungen und Interessen formulieren, vor anderen angemessen vertreten, Aushandlungsprozesse führen und Kompromisse schließen können, wie z.B:
• Eigene politische Meinungen und Urteile – auch aus einer Minderheitenposition heraus – sachlich überzeugend vertreten;
• In politischen Kontroversen konfliktfähig zu sein, aber auch Kompromisse schließen zu können;
• Beiträge zu politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Fragen für Medien realisieren, vom Leserbrief über die Website bis zu komplexeren Medienprodukten;
• Sich als Konsument im Hinblick auf eigene ökonomische Entscheidungen reflektiert verhalten;
• Sich im Sinne von Perspektivenwechseln in die Situation, Interessen und Denkweisen anderer Menschen versetzen;
• Mit kulturellen, sozialen und geschlechtsspezifischen Differenzen reflektiert umgehen, was Toleranz und Offenheit, aber auch kritische Auseinandersetzung einschließen kann;
• Eigene berufliche Perspektiven auch vor dem Hintergrund gesamtwirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen planen;
• Möglichkeiten der Interessenswahrnehmung in unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen kennen und seine Interessen vor allem in schulischen Zusammenhängen wahrnehmen;
• Sich in unterschiedlichen sozialen Situationen und in der Öffentlichkeit angemessen und wirkungsvoll verhalten.
- Methodische Fähigkeiten:
Sich selbstständig zur aktuellen Politik sowie zu wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Fragen orientieren, fachliche Themen mit unterschiedlichen Methoden bearbeiten und das eigene politische Weiterlernen organisieren können.
Zum Leitbild des Faches gehören die
sozialwissenschaftlich gebildeten, zur demokratischen Auseinandersetzung und
zur reflektierten Teilhabe fähigen mündigen Bürgerinnen und Bürger – als
mündige Staatsbürgerinnen und -bürger, als mündige Wirtschaftsbürgerinnen und
-bürger sowie als mündige Mitglieder vielfältiger gesellschaftlicher
Gruppierungen. Dazu entwickeln die Schülerinnen und Schüler eine umfassende sozialwissenschaftliche
Kompetenz.[3]
[1] Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Kernlehrplan für die Sekundarstufe II -Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf, 2014, S. 24-30.
[2] Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Kernlehrplan für die Sekundarstufe II -Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf, 2014, S. 12f.
[3] https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/lehrplannavigator-s-ii/gymnasiale-oberstufe/sozialwissenschaften/sozialwissenschaften-klp/aufgaben-ziele/index.html, zuletzt abgerufen am 15.06.19, um 13:45 Uhr.