
Auch in diesem Jahr war die Gesamtschule Jüchen bei der städtischen Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 9. November in Hochneukirch vertreten. Bürgermeister Philipp Sieben hielt eine kurze, aber eindringliche Rede, in der er betonte:
„Erinnern heißt hinzusehen, auch wenn es schmerzt. Es heißt Verantwortung zu übernehmen.“
Im Anschluss an die Ansprache legte er einen Kranz nieder, bevor die Teilnehmenden in einer Schweigeminute der Opfer gedachten.
Die Novemberpogrome von 1938 markieren den Beginn der offenen Gewalt gegen Jüdinnen und Juden. In ganz Deutschland wurden Synagogen niedergebrannt, Geschäfte zerstört und tausende Menschen misshandelt oder verschleppt – auch im Rheinland kam es zu schweren Übergriffen. In Hochneukirch wurde die örtliche Synagoge verwüstet, und jüdische Familien wie die Falkensteins, Frankenbergs und Rolefs verloren ihre Heimat und wurden später deportiert. Berührend war, dass in diesem Jahr wieder Nachfahren der betroffenen Familien an der Gedenkfeier teilnahmen.
Die Schülerinnen und Schüler der Q2 gestalteten die Gedenkfeier aktiv mit und lasen selbst verfasste Fürbitten. Darin erinnerten sie an die jüdischen Opfer aus Hochneukirch, an die Überlebenden, die ein Leben lang von den Erinnerungen an Verfolgung und Gewalt geprägt waren. Sie gedachten zudem all jener, die sich für Toleranz und gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzen. In ihrer letzten Fürbitte erinnerten die Schüler*innen an alle, die auch heute weltweit unter Terror, Krieg und Unterdrückung leiden.
Zum Abschluss zitierten sie die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, die sich zeitlebens – besonders in Schulen – unermüdlich gegen das Vergessen engagierte:
„Ihr tragt keine Schuld für das, was passiert ist, aber ihr macht euch schuldig, wenn es euch nicht interessiert.“
Auch die Klasse 9c nahm an der Gedenkfeier teil. Sie hatte sich im Unterricht intensiv mit der Pogromnacht und ihrer Bedeutung für das Rheinland auseinandergesetzt und im Rahmen des Projekts „Erinnerungskultur“ einen eigenen Instagram-Post zum 9. November gestaltet.
So setzten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit der Stadt Jüchen ein deutliches Zeichen – gegen das Vergessen und für ein achtsames, demokratisches Miteinander.



